Donnerstag, 11. Juni 2015

Muggefug Teil 2 - Wie aus Löwenzahnwurzel ein schmeckender Kaffeeersatz wird

Jetzt schmeckt´s! Endlich. Wer das Desaster mit dem Muggefug aus Löwenzahnwurzeln vom letzten Jahr gelesen hat, der wird wissen, warum mir ein Stein der Erleichterung von meinen unkrautbewachsenen Herzen fällt: ein gelungener Versuch Kaffeeersatz aus Löwenzahlwurzeln herzustellen! Ich versprach Euch damals noch einen weiteren Versuch zu starten und die letzten Tage habe ich mich darangemacht. Was lief dieses Mal anders?  Fast alles!
Muggefug reloaded - der zweite Versuch mit Löwenzahnwurzeln einen Kaffeeersatz herzustellen.

 

Wie macht man nun Muggefug der schmeckt?

Die Löwenzahnwurzeln im Juni sind dünner als im September.
Benötigt werden einige kleinere Löwenzahnwurzeln. Diese wurden mit der Gemüsebürste gründlich gereinigt, dann so klein geschnitten wie möglich. Die Löwenzahnwurzel sollte nun recht rasch (länger als 2 Tage darf das nicht dauern wegen Fäulnisgefahr) zu an der Sonne getrocknet werden, bis die Fitzelchen knochenhart und vollständig trocken sind.

Nun werden sie geröstet. Dafür werden sie in der Pfanne geschwenkt, bis sie anfangen zu duften (oder riechen, wie man es nimmt).  Bei einer Handvoll Wurzelstücke dauert das ca. 3-5 Minuten. Den so gerösteten Löwenzahn auskühlen lassen und in einer Kaffeemühle vermahlen.
Die Löwenzahnwurzeln müssen sehr klein geschnitten werden,
damit sie schnell und gut durchtrocknen.
Nun das Pulver in den Kaffeefilter geben. Pro Tasse einen bis zwei Löffel. Dann die
Kaffeemaschine starten. Nach einigen Augenblicken den Brau-Vorgang einige Minuten unterbrechen, damit das Pulver quellen kann. Dann weiter laufen lassen. Zur Kaffeemaschine: ich habe so eine ganz einfache, wie sie früher in fast jedem Haushalt standen, bevor die Vollautomaten auch in den Privathaushalt eingezogen sind, also  keiner dieser Kaffeebraumaschinen mit ihren  200 Kaffeewissenschaftsknöpfchen. So was überfordert mich ;-).
Der Anblick des ersten Durchlaufs war mir zu "dünn". Also kippte ich die ganze Soße noch mal in den Wasserbehälter zum zweiten Durchlauf. Danach war die Farbe besser. Dann ist er fertig.
Nach dem Trocknen werden die Stückchen in einer
beschichteten Pfanne fettfrei geröstet...




Löwenzahnwurzel-Ersatzkaffee - richtig zubereitet schmeckt er sogar

Andächtig und ein wenig furchtsam saß ich vor meinen Tässchen Muggefug. Ich weiß noch zu gut, wie der beim ersten Mal geschmeckt hatte: Erinnerte mich nach Widergekäutem von der Kuh. Dementsprechend hoch war meine Hemmschwelle den ersten Schluck zu trinken.

...und dann fein gemahlen. Kaffeepulver sieht anders aus.
Je länger ich so vor meinem Muggefug saß und mir Mut zusprach, desto dunkler wurde mein Kaffeeersatzgebräu! Nach 5 Minuten hat er
die Farbe eines Schwarztees, der viel zu lange gezogen hatte. Ich hätte mir die zweite Braurunde also sparen können. Löwenzahn-Muggefug oxidiert nach! Was man so alles beim Kaffeekochen lernt. Für mich war das ein Zeichen (ja ich weiß, das klingt biblisch und irgendwie schräg). Aber es war, als wolle der Muggefug sagen: "Kannst mich trinken! Ich sehe nicht nur aus wie Kaffee...." Schon gut. Na gut. Schluck. Und siehe da! Pur schmeckt er zwar deutlich bitter, aber die Röstaromen kamen gut durch. Da war nichts mehr von verdautem Wiesenbewuchs. Nach Kaffee? Nein, nach Kaffee schmeckt der auch nicht. Es ist eben Löwenzahn.
Einen Löffel Zucker und ein Schuss Milch fügte ich hinzu und - KARAMBA! Das ist was, das könnte ich glatt täglich trinken, wenn die Herstellung nicht so extrem aufwändig wäre. Aber wonach schmeckt das? Das brachte dann meine Familie auf den Punkt, die ich probieren ließ, ohne dass ich sagte, was es ist (manchmal ist es besser sie wissen nicht, was ich ihnen da so vorsetzte): "Mama, das schmeckt ja genau wie so ein Soja-Haselnuss-Getränk."  *_* JAAAA! Und koffeinfrei und somit kindertauglich ist auch noch :-).
Mit Milch und einen Teelöffel Zucker schmeckt der Muggefug sogar den Kindern.

Und genau so ist. Dieses Mal hat mich der Muggefug aus Löwenzahn überzeugt. Happy end! Allerdings ist die Herstellung nicht wirklich weniger aufwändig geworden, ABER: Wer ohnehin seinen Löwenzahn ausbuddelt und experimentierfreudig ist, der kann sich gerne mal in dieses "Abenteuer" stürzen. Ich freue mich dann auf ein Kommentar mit Euren Erfahrungen.

Die Knackpunkte bei der Herstellung von Muggefug aus Löwenzahnwurzeln

Dieses Mal...
  • ...verwendete ich dünnere Wurzel, im Juni geerntet
  • ...schnitt ich die Wurzeln noch viel kleiner, eben  so klein wie möglich
  • ...ließ ich die Wurzeln  VOR dem Rösten wirklich vollständig trocknen; das muss relativ schnell gehen (max. 2 Tage)
  • ....zermahlte ich die gerösteten Wurzelstücke in einer elektrischen Handkaffeemühle zu noch feinem Pulver
  • ....ließ ich  das Pulver beim Durchlaufen in der Kaffeemaschine einige Minuten ziehen (die Kaffeemaschine einfach mittendrin ausschalten)
Auf eine vollständige Trocknung und die richtige Röstung kommt es an, genauso sollte man das Pulver möglichst fein mahlen und quellen lassen. Dann steht dem unbeschwerten Genuss von Muggefug mit Soja-Haselnuss-Aroma nichts mehr im Weg.


Dieses Jahr behalte ich den Löwenzahnwurzelersatzkaffee, alias Muggefug in guter Erinnerung.

1 Kommentar:

  1. Soja-Haselnuss-Getränk hört sich gut an! Als Argument bei anderen, denn ich kann weder Soja noch Haselnuss vertragen. Aber dafür Löwenzahnwurzel-Kaffee!

    Er ist zwar nur gekauft von mir, dann gemahlen und zubereitet und für sehr gut befunden worden. Meine Vorräte an Löwenzahnwurzel waren nämlich aus und der Schnee noch da, so dass ich vorerst keine Chance hatte, den frisch zu produzieren.

    Und mal ehrlich, jetzt im frühen Frühjahr mache ich aus dem jungen Löwenzahn mit Wurzeln doch lieber ein Salätchen. Aber später im Jahr, nach Ernte der Blüten kann ich ja auch noch Wurzeln buddeln. Ich denke schon darüber nach, mir ein Löwenzahnbeet zuzulegen, Brennnesselbeet hab ich schon.

    Dann kann ich nur hoffen, dass meine Muggefugg-Experimente im Sommer auch ein gutes Ende nehmen.

    Viele Grüße und Dankeschön!

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